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Satzarten nach der Zieleinstellung des Sprechenden


Date: 2015-10-07; view: 359.


Nach der Zieleinstellung unterscheidet man:

· Aussagesatz; der Sender vermittelt dem Empfänger eine Information; dient der ruhigen, sachlichen, leidenschaftslosen Mitteilung, der objektiv-konstatierenden Darstellung; ist in verschiedenen Stilen anzutreffen;

· Fragesatz; der Sender will die ihm fehlende Information vom Empfänger erhalten; man unterscheidet 1) echte Fragen, die eine Antwort erfordern 2) scheinbare (rhetorische) Fragen, wo man keine Antwort beabsichtigt;

· Ausrufesatz; Gefühlsäußerung über eine Information.

 

Der Ausrufesatz (A.) gestaltet sich in mannigfaltigen Satzbauplänen. Zahlreich sind eingliedrige und elliptische A.:

Prosit! Hurra! Hilfe! Feuer!

Es gibt auch besondere nur für A. eigene Modelle (eigentliche A.):

Was für eine Mädchen! So ein Schwindel! Welche Freude!

Alle A. bekommen ein Bewertungssem. Welche Bewertung realisiert wird – Bewunderung, Mißbilligung, Freude, Zorn, Ironie – hängt von der Situation ab. Wesentlich: der A. drückt den Sachverhalt immer mit innerer Anteilnahme aus, deshalb besteht er oft aus einer Interjektion/einem interjektionsartigen Wort/Wortgruppe.

O erd! O Sonne! Donnerwetter!

Ihre Funktionsbereiche sind Alltagsrede, schöne Literatur, Appelle und Losungen. Die Erregtheit, Leidenschaftlichkeit, Extase drängen den Sprecher zum Gebrauch der A.

 

Der Fragesatz (F.) enthält kein Bewertungsem, sein Hauptsem ist „Frage“. Als Hintergrundseme erscheinen oft auch die Seme „Aufforderung“ und „Mitteilung“.

Unter Umständen erfolgt eien Umgruppierung von Semen, so dass ein Hintergrundsem in den Vordergrund rückt. Dann verwandelt sich die Frage in eine Aufforderungsfrage oder eine rhet. Frage. Beide sind unechte Fragesätze mit absoluter stil. Färbung.

Wirst du jetzt ruhig sein? – im Ton eines emotionalen ungeduldigen Befehls, das Sem „Aufforderung“ rückt in den Vordergrund.

Eine Aufforderungsfrage kann auch eine höfliche Bitte, einen gemilderten Wunsch ausdrücken; die Konnotation „Unsicherheit“ wird vom Sem „Frage“ bewirkt:

„Frau Bollers,“ hatte Großmutter Hardekopf zu der Nachbarin gesagt, „wollen Sie bei meiner Tochter weilen, bis der Mann kommt?“ (Bredel)

Eine Frage kann zur Fortsetzung einer Aussage provozieren:

Und? (Erzähl weiter!)

Bei rhet. Fragen erfolgt eine Wandlung im Inhalt der Aussage: ein negativer Satz enthält eine positive Behauptung (und umgekehrt):

Wer denkt denn jetzt daran?

Das ständige Merkmal der rhet. Fragen ist ihre Expressivität, ob logisch oder emotional.

Die Stilwerte der F. In der sch. Literatur finden sich die F., vor allem in der Figurensprache, in der erlebten Rede; sie beleuchten die innere Welt der Personen, offenbaren ihre Absichten, Zweifel, Unruhe, Angst, Erwartung. In der Autorensprache erscheint der F. seltener. Der Autor kommentiert, unterhält sich mit seinem Leser, damit erreicht er intime Ungezwungenheit:

Bienkopp schlich vor Tag wie ein Dieb in den Hühnerstall. Im Futterraum stand eine Wanne, und die war mit frischen Eiern gefüllt ... Bienkopp schüttete Späne in einen Korb und packte die eier hinein. Bienkopp betrog also den Staat? Soweit war er gesunken ohne Parteibuch? Seid nicht so streng, ihr Selbstgerechten! B. Brauchte Geld für neue Bauerngemeinschaft.

 

5. Satzmodelle (Satzbaupläne)

 

Aus stil. Sicht sind drei Fragen wesentlich:

(1) die Satzmodelle mit absoluter Stilfärbung,

(2) die Häufigkeit und Anordnung der stilistisch neutralen Satzmodelle,

(3) der Satzumfang.

 

(1) Nur wenige Satzmodelle sind durch absolute Stilfärbung gekennzeichnet. Als syntaktische Archaismen (mit gehobener Schattierung / spöttischer Schattierung) empfindet man die Modelle mit dem adverbialen Genitiv. Z.B.: Ich harre deiner. Er freut sich seines Erfolges.

Auch das Modell mit zwei Ergänzungen – dem Akk. und dem Gen.objekt. Der Gebrauch ist heute auf wenige Verben meist aus dem gerichtlichen Bereich beschränkt: Der Richter beschuldigte den Angeklagten des Diebstahls. Der Richter sprach diesen Mann des Diebstahls schuldig. …

Stilistisch markiert ist der Satztyp: Es war einmal ein Mädchen. Er dient als Auftakt einer Erzählung.

 

(2) Alle anderen Satzmodelle sind stilistisch neutral, doch ist für die Stilanalyse ihre Häufigkeit und Anordnung relevant, da an jedes Satzmodell ein besonderer Bedeutungsgehalt gebunden ist:

- aktive Handlungssätze – mit einem trans. Verb und dem Akk.objekt: Die Arbeiter fallen Bäume.

- Gleichsetzungssätze – mit einem nominalen Prädikat: Die Tanne ist ein Nadelbaum; sie charakterisieren das Subjekt durch ein Merkmal;

- die Sätze mit einem subjektiven Verb gelten als Zustands-, Vorgangs- und Tätigkeitssätze: Er badet.

Die häufige Anwendung desselben Satzmodells kann ein bewußtes Stilmittel sein: das betont die Eintönigkeit oder hebt dieselbe Tatsache hervor. So bei Borchert:

 

Ich bin unterwegs. Zweimal hab ich schon gelegen. Ich will zur Straßenbahn. Ich muß mit. Zweimal hab ich schon gelegen. Ich hab Hunger. Aber mit muß ich. Ich muß zur Straßenbahn.

Der Gebrauch verschiedener Modelle schafft einen abwechslungsreichen Ton.

Wichtig ist auch die Anordnung der Satzmodelle.

 

(3) Von großer Bedeutung ist der Satzumfang. Er hängt von dem Funktionalstil, der Thematik, der lit. Richtung und dem Individualstil ab. Der mittlere Umfang eines deutschen Satzes zählt 22,1 Wörter. Die Wortzahl schwankt in einigen Textsorten. Kurze Sätze sind kennzeichnend für Epigramme, Märchen, Fabeln, Werbungen. Goethe ist Meister eines langen Satzes. Kleist – 23,77; Borchert – 10,77.

In der modernen Literatur kann man von der Verkürzung des Satzumfangs sprechen (Gründe: der Einfluß der Umgangssprache, die mündliche Aufnahme einer Information durch Massenmedien usw.)

Ein jäher Wechsel von kurzen Sätzen zu langen, komplizierten Gebilden dient als Stilmittel des Kontrastes.

6. Eingliedrige und elliptische Sätze.

 

(1) Man unterscheidet eingliedrige Substantivsätze (Nominativsätze) und eingliedrige Verbalsätze (Imperativ-, Infinitiv- und Partizipialsätze, Adverbsätze, Partikelsätze wie Ja. Nein. Doch, Interjektionssätze). Die meisten eingliedrigen Sätze sind stil. markiert.

Nominativsätze widerspiegeln Situationsbilder und bewirken einen fast visuellen Eindruck; sie sind zugleich ein Mittel der Ballung (von den Impressionisten besonders beliebt). Z.B.: Korridore, Laboratorien, ein kleiner Raum, nur schwach erleuchtet (Noll). Dadurch entsteht ein statisches Bild. Es sind Existenzialsätze. Solche Satzskizzen können auch Laufbilder sein; wie in einem Filmstreifen löst ein Bild das andere ab. Dadurch entsteht Dynamik, Bewegung. Z.B.:

 

Max fuhr durch die Stadt. Rotes Licht. Grünes Licht. Schalten.Abfahren. Fußgöngerüberweg. (Heiduczek)

 

(2) Elliptische Sätze. Die Ellipse ist Auslassung syntaktischer Elemente eines Textes, die zum Verständnis entbehrlich sind, da sie sich aus dem Kontext oder Situation ergeben. In der Frage-Antwort-Einheit ist die Ellipse eine natürliche Erscheinung:

 

Wer war dabei? – Mein Nachbar.

Gut geschlafen?

Alle ellipt. Sätze sind stilistisch markiert. Selten sind sie im Stil der Wissenschaft und des öffentlichen Verkehrs.

In der schön. Literatur schafft die Ellipse den Eindruck einer stoßweise ausgesprochenen Rede, eines synkopierten Rhythmus (als versage dem Autor / Sprecher der Atem vor Wut, Verzweiflung, Angst, Müdigkeit, Erschöpfung:

 

Klein, verbittert, verarbeitet, zerfahren, fahrig, farblos, verängstigt, unterdrückt: der Kellner. Der kleine Kellner. Ein richtiger Kellner: verdrossen, stereotyp höflich, geruchlos, ohne Gesicht, numeriert, verwachsen und trotzdem leicht schmuddelig … Und mein Onkel? Ach, mein Onkel! Breit, braun, brummend … (Borchert).

 

Es sind gleichsam Pinselstriche, deren Gesamtheit ein visuelles Bild darstellt – so macht Borchert zwei Porträte.

Der Satzabbruch (=Aposiopese; àïîçèîïåçà / àïîçèîïåçèñ) ist eine Art Ellipse („Verstummen“); das ist ein nicht zu seinem Ende weitergeführter Satz. Die stil. Funktion besteht darin, Spannung, Neugier zu erwecken. Z.B.: Wenn du jetzt nicht kommst, dann …

Der Sprecher kann vor Aufregung oder Verlegenheit seine Rede nicht fortsetzen. Z.B.: Ja, aber … sagte Marie. Eine Drohung: Du! Noch ein Wort und …

Bei Heine dient die Aposiopese zur Verstätkung einer unerwarteten Wendung, als ein Mittel der Ironie.

 


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