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II. Die kommunikative Satzperspektive.


Date: 2015-10-07; view: 736.


Aussageform Frageform Aufforderungsform


Jeder Satz als Leistungseinheit der Rede wird durch seine Satzperspektive gekennzeichnet. H.Paul schrieb über psychologisches Subjekt und psychologisches Prädikat bei der Betrachtung der kommunikativen Struktur des Satzes. Diese Begriffe entsprechen bzw. dem grammatischen Subjekt und dem grammatischen Prädikat der traditionellen Grammatik. Dieses Prinzip der binären Gliederung des Satzes liegt auch heute dem Modell der kommunikativen Struktur des Satzes zugrunde.

Die nächste sehr wichtige Stufe in der Entwicklung der kommunikativen Satztheorie in der Sprachwissenschaft waren die Forschungen von E.Drach, K.Amman, K.Boost. In der sowjetischen Germanistik – die Forschungen von Kruschelnitzkaja.

Auf Amman gehen die Termini Thema und Rhema zurück. Für das Neue, das dem Hörer über das Thema gesagt wird, schlug Amman den Terminus Rhema vor (griech. “Prädikat”). Boost geht auch von der Thema-Rhema-Struktur des Satzes.

Zwischen Thema und Rhema besteht ein Spannungsverhältnis. Die Spannung bedeutet einen Gefühlszustand, der eine Anteilnahme an einem Vorgang oder Zustand darstellt in der Erwartung einer Lösung. Die Spannung zwischen Sprecher und Hörer erwächst aus der verschiedenen Situation.

E.Drach, K.Boost betrachten das Problem der kommunikativen Gliederung des Satzes als ein durchaus sprachliches und zwar ein grammatisches Problem.

Die grammatische Natur der kommunikativen Gliederung des Satzes wird auch von Kruschelnitzkaja betont. Die kommunikative Satzperspektive ist nach Kruschelnitzkaja eine wesentliche Komponente der grammatischen Bedeutung des Satzes als Mitteilungseinheit.

Jedes Satzglied hat im Satz außer seiner grammatischen und lexikalischen Grundbedeutung auch einen bestimmten kommunikativen Wert. Der kommunikative Wert der Satzglieder wird durch grammatische Formmittel ausgedrückt. Die wichtigsten davon sind Stimmführung und Wortstellung. Im Deutschen steht ihnen auch der Artikel zur Seite.

Die Verfasserin erforscht folgende Sätze die nach ihrem kommunikativen Gehalt eingliedrig sind, weil sie nur das Rhema enthalten: Es lebte einmal ein Mädchen. Das sind vor allem Sätze, die eine Erzählung, ein Märchen, einen Roman einleiten.

In einem erweiterten Satz ist das Thema und das Rhema nicht einwortig. Man spricht von der Gruppe des Themas und von der Gruppe des Rhemas (T-Gruppe, R-Gruppe): Als ein wesentliches Mittel der Erkenntnis diente eine von Freud gefundene geistige Methode, die Seele des Menschen zu ergründen, die Psychoanalyse.

Die Ausdrucksmittel der kommunikativen Satzperspektive variiren nach der Länge und dem Erweiterungsgrad des Satzes.

Im ergänzungslosen zweigliedrigen Satz fallen regelmäßig Subjekt und Thema sowie Prädikat und Rhema zusammen: Die Sonne scheint. Karl ist faul.

Die Thema-Rhema Gliederung des Satzes bestätigen auch die Stimmführung und die Verwendung des Artikels. Bei der Emphase vertauschen das Subjekt-Thema und das Prädikat-Rhema ihre Plätze, wenn das Prädikat zweiteilig ist: Karl ist nicht dumm. Faul ist er.

Es ist immer das Zusammenwirken von Wortstellung, Tonführung und Artikel im Auge zu behalten. Im mehrgliedrigen Satz tritt uns ein Neues Problem entgegen: das Problem der mehrwortigen Thema- und Rhemagruppe. Am einfachsten ist der Fall, wenn das Subjekt Thema des Satzes ist, während alle anderen Satzglieder die Rhemagruppe bilden: Die Sonne / ging einen Frühling und einen Sommer lang unermüdlich. Es entsteht dabei eine Konfliktsituation. Einerseits müssen alle Satzglieder, die zur Themagruppe gehören, vor dem Rhema stehen, andererseits wird das durch die obligatorische Zweitstellung der finiten Verbalform unmöglich. Die Teile der Themagruppe finden ihren Platz beiderseits der finiten Verbalform: Unterwegs kaufte ich ein paar Nelken. (Remarque)


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III. Der eingliedrige Satz. | Introduction
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